Scheidungsrecht 2024: Neue Regelungen zum Versorgungsausgleich
Mit dem Jahr 2024 treten wichtige Änderungen im Versorgungsausgleich in Kraft, die erhebliche Auswirkungen auf Scheidungsverfahren haben. Diese Neuerungen betreffen sowohl die Berechnung als auch die Durchführung des Versorgungsausgleichs.
Was ist der Versorgungsausgleich?
Der Versorgungsausgleich ist ein zentraler Bestandteil jeder Scheidung in Deutschland. Er sorgt dafür, dass die während der Ehe erworbenen Rentenansprüche zwischen den Ehepartnern aufgeteilt werden.
Grundprinzip
Halbteilung: Grundsätzlich wird die Hälfte der Differenz der Rentenansprüche übertragen
Ehezeit: Nur Ansprüche aus der Ehezeit werden berücksichtigt
Alle Versorgungen: Gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge
Wichtige Neuerungen 2024
1. Vereinfachte Bagatellgrenze
Die neue Bagatellgrenze wurde von 27,90 € auf 35,00 € monatlich erhöht:
Vorteile:
Weniger bürokratischer Aufwand bei geringen Ansprüchen
Schnellere Scheidungsverfahren
Reduzierte Kosten
Betroffene Fälle:
Kurze Ehen (unter 3 Jahren)
Geringfügige Rentenansprüche
Bereits ausgeglichene Versorgungen
2. Neue Bewertung betrieblicher Altersvorsorge
Betriebsrenten werden ab 2024 anders bewertet:
Kapitalwertmethode:
Präzisere Bewertung von Betriebsrenten
Berücksichtigung von Unverfallbarkeitsfristen
Realitätsnähere Einschätzung des Rentenwerts
Praktische Auswirkungen:
Höhere Ausgleichsbeträge bei Direktversicherungen
Komplexere Berechnungen erforderlich
Längere Verfahrensdauer möglich
3. Behandlung von Riester-Renten
Neue Regelungen für private Altersvorsorge:
Riester-Verträge:
Staatliche Zulagen werden mitberücksichtigt
Sonderzahlungen fließen in die Bewertung ein
Steuerliche Aspekte werden beachtet
Rürup-Renten:
Vereinfachte Bewertungsverfahren
Berücksichtigung der Beitragszahlungen
Anpassung an aktuelle Steuersätze
Auswirkungen auf laufende Verfahren
Übergangsregelungen
Für bereits laufende Scheidungsverfahren gelten besondere Regeln:
Antrag vor 2024: Altes Recht findet Anwendung
Antrag ab 2024: Neues Recht ist maßgeblich
Wahlrecht: In bestimmten Fällen können Eheleute wählen
Neuberechnung bestehender Ausgleiche
In Ausnahmefällen ist eine Neuberechnung möglich:
Bei erheblichen Fehlern in der ursprünglichen Berechnung
Wenn neue Versorgungsansprüche bekannt werden
Bei wesentlichen Änderungen der Rechtslage
Praktische Tipps für Betroffene
Vor der Scheidung
Dokumentation sammeln:
Alle Rentenbescheide und Versorgungsauskünfte
Betriebsrenten-Unterlagen
Private Altersvorsorge-Verträge
Riester- und Rürup-Bescheinigungen
Frühzeitige Beratung:
Auswirkungen der Neuregelungen prüfen
Strategische Überlegungen anstellen
Kosten-Nutzen-Analyse durchführen
Während des Verfahrens
Aktive Mitwirkung:
Vollständige Angaben machen
Unterlagen zeitnah vorlegen
Bei Unklarheiten nachfragen
Vergleichsmöglichkeiten:
Außergerichtliche Einigung prüfen
Scheidungsfolgenvereinbarung erwägen
Mediation als Alternative
Nach der Scheidung
Überwachung der Umsetzung:
Korrekte Übertragung kontrollieren
Renteninformation regelmäßig prüfen
Bei Fehlern sofort reagieren
Besondere Fallkonstellationen
Internationale Bezüge
Bei internationalen Ehen gelten besondere Regeln:
EU-Verordnung: Neue europäische Regelungen
Doppelbesteuerungsabkommen: Steuerliche Aspekte beachten
Ausländische Versorgungen: Komplexe Bewertungsverfahren
Selbstständige und Freiberufler
Für Selbstständige ergeben sich spezielle Herausforderungen:
Berufsständische Versorgung: Ärzte, Anwälte, Architekten
Private Altersvorsorge: Höhere Bedeutung
Schwankende Einkommen: Bewertungsprobleme
Kosten und Gebühren
Gerichtskosten
Die Neuregelungen können sich auf die Kosten auswirken:
Verfahrenswert: Möglicherweise höhere Bewertungen
Sachverständigenkosten: Bei komplexen Fällen
Anwaltsgebühren: Abhängig vom Streitwert
Kostenvermeidung
Möglichkeiten zur Kostenreduzierung:
Einvernehmliche Regelung: Außergerichtliche Einigung
Verzichtserklärungen: Bei geringen Ansprüchen
Verfahrenskostenhilfe: Bei geringem Einkommen
Fazit und Ausblick
Die Neuregelungen zum Versorgungsausgleich bringen sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Während die erhöhte Bagatellgrenze Verfahren vereinfacht, führen die neuen Bewertungsmethoden zu präziseren, aber auch komplexeren Berechnungen.
Wichtige Empfehlungen:
Frühzeitige Beratung durch einen Fachanwalt für Familienrecht
Vollständige Dokumentation aller Versorgungsansprüche
Prüfung von Vergleichsmöglichkeiten zur Kostenreduzierung
Regelmäßige Kontrolle der Umsetzung nach der Scheidung
---
Benötigen Sie Hilfe bei Ihrer Scheidung? Unsere Fachanwälte für Familienrecht beraten Sie umfassend zu allen Aspekten des Versorgungsausgleichs und begleiten Sie durch das gesamte Verfahren.
Kontakt:
Telefon: +49 30 123456789
E-Mail: familienrecht@kanzlei-rudolph.de
Online-Termin: [Hier buchen](/kontakt)