Scheidungsrecht 2024: Neue Regelungen zum Versorgungsausgleich
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Familienrecht

Scheidungsrecht 2024: Neue Regelungen zum Versorgungsausgleich

Wichtige Änderungen beim Versorgungsausgleich betreffen viele Ehescheidungen. Hier die wichtigsten Punkte im Überblick.

Sarah Müller
10. Januar 2024
7 min

Scheidungsrecht 2024: Neue Regelungen zum Versorgungsausgleich

Mit dem Jahr 2024 treten wichtige Änderungen im Versorgungsausgleich in Kraft, die erhebliche Auswirkungen auf Scheidungsverfahren haben. Diese Neuerungen betreffen sowohl die Berechnung als auch die Durchführung des Versorgungsausgleichs.

Was ist der Versorgungsausgleich?

Der Versorgungsausgleich ist ein zentraler Bestandteil jeder Scheidung in Deutschland. Er sorgt dafür, dass die während der Ehe erworbenen Rentenansprüche zwischen den Ehepartnern aufgeteilt werden.

Grundprinzip

  • Halbteilung: Grundsätzlich wird die Hälfte der Differenz der Rentenansprüche übertragen
  • Ehezeit: Nur Ansprüche aus der Ehezeit werden berücksichtigt
  • Alle Versorgungen: Gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge
  • Wichtige Neuerungen 2024

    1. Vereinfachte Bagatellgrenze

    Die neue Bagatellgrenze wurde von 27,90 € auf 35,00 € monatlich erhöht:

    Vorteile:
  • Weniger bürokratischer Aufwand bei geringen Ansprüchen
  • Schnellere Scheidungsverfahren
  • Reduzierte Kosten
  • Betroffene Fälle:
  • Kurze Ehen (unter 3 Jahren)
  • Geringfügige Rentenansprüche
  • Bereits ausgeglichene Versorgungen
  • 2. Neue Bewertung betrieblicher Altersvorsorge

    Betriebsrenten werden ab 2024 anders bewertet:

    Kapitalwertmethode:
  • Präzisere Bewertung von Betriebsrenten
  • Berücksichtigung von Unverfallbarkeitsfristen
  • Realitätsnähere Einschätzung des Rentenwerts
  • Praktische Auswirkungen:
  • Höhere Ausgleichsbeträge bei Direktversicherungen
  • Komplexere Berechnungen erforderlich
  • Längere Verfahrensdauer möglich
  • 3. Behandlung von Riester-Renten

    Neue Regelungen für private Altersvorsorge:

    Riester-Verträge:
  • Staatliche Zulagen werden mitberücksichtigt
  • Sonderzahlungen fließen in die Bewertung ein
  • Steuerliche Aspekte werden beachtet
  • Rürup-Renten:
  • Vereinfachte Bewertungsverfahren
  • Berücksichtigung der Beitragszahlungen
  • Anpassung an aktuelle Steuersätze
  • Auswirkungen auf laufende Verfahren

    Übergangsregelungen

    Für bereits laufende Scheidungsverfahren gelten besondere Regeln:

  • Antrag vor 2024: Altes Recht findet Anwendung
  • Antrag ab 2024: Neues Recht ist maßgeblich
  • Wahlrecht: In bestimmten Fällen können Eheleute wählen
  • Neuberechnung bestehender Ausgleiche

    In Ausnahmefällen ist eine Neuberechnung möglich:

  • Bei erheblichen Fehlern in der ursprünglichen Berechnung
  • Wenn neue Versorgungsansprüche bekannt werden
  • Bei wesentlichen Änderungen der Rechtslage
  • Praktische Tipps für Betroffene

    Vor der Scheidung

    Dokumentation sammeln:
  • Alle Rentenbescheide und Versorgungsauskünfte
  • Betriebsrenten-Unterlagen
  • Private Altersvorsorge-Verträge
  • Riester- und Rürup-Bescheinigungen
  • Frühzeitige Beratung:
  • Auswirkungen der Neuregelungen prüfen
  • Strategische Überlegungen anstellen
  • Kosten-Nutzen-Analyse durchführen
  • Während des Verfahrens

    Aktive Mitwirkung:
  • Vollständige Angaben machen
  • Unterlagen zeitnah vorlegen
  • Bei Unklarheiten nachfragen
  • Vergleichsmöglichkeiten:
  • Außergerichtliche Einigung prüfen
  • Scheidungsfolgenvereinbarung erwägen
  • Mediation als Alternative
  • Nach der Scheidung

    Überwachung der Umsetzung:
  • Korrekte Übertragung kontrollieren
  • Renteninformation regelmäßig prüfen
  • Bei Fehlern sofort reagieren
  • Besondere Fallkonstellationen

    Internationale Bezüge

    Bei internationalen Ehen gelten besondere Regeln:

  • EU-Verordnung: Neue europäische Regelungen
  • Doppelbesteuerungsabkommen: Steuerliche Aspekte beachten
  • Ausländische Versorgungen: Komplexe Bewertungsverfahren
  • Selbstständige und Freiberufler

    Für Selbstständige ergeben sich spezielle Herausforderungen:

  • Berufsständische Versorgung: Ärzte, Anwälte, Architekten
  • Private Altersvorsorge: Höhere Bedeutung
  • Schwankende Einkommen: Bewertungsprobleme
  • Kosten und Gebühren

    Gerichtskosten

    Die Neuregelungen können sich auf die Kosten auswirken:

  • Verfahrenswert: Möglicherweise höhere Bewertungen
  • Sachverständigenkosten: Bei komplexen Fällen
  • Anwaltsgebühren: Abhängig vom Streitwert
  • Kostenvermeidung

    Möglichkeiten zur Kostenreduzierung:

  • Einvernehmliche Regelung: Außergerichtliche Einigung
  • Verzichtserklärungen: Bei geringen Ansprüchen
  • Verfahrenskostenhilfe: Bei geringem Einkommen
  • Fazit und Ausblick

    Die Neuregelungen zum Versorgungsausgleich bringen sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Während die erhöhte Bagatellgrenze Verfahren vereinfacht, führen die neuen Bewertungsmethoden zu präziseren, aber auch komplexeren Berechnungen.

    Wichtige Empfehlungen:
  • Frühzeitige Beratung durch einen Fachanwalt für Familienrecht
  • Vollständige Dokumentation aller Versorgungsansprüche
  • Prüfung von Vergleichsmöglichkeiten zur Kostenreduzierung
  • Regelmäßige Kontrolle der Umsetzung nach der Scheidung
  • ---

    Benötigen Sie Hilfe bei Ihrer Scheidung? Unsere Fachanwälte für Familienrecht beraten Sie umfassend zu allen Aspekten des Versorgungsausgleichs und begleiten Sie durch das gesamte Verfahren. Kontakt:
  • Telefon: +49 30 123456789
  • E-Mail: familienrecht@kanzlei-rudolph.de
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    Rechtsanwalt

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